Andreas Masches Malserien vitalisieren Dr. Baiers Chefarztetage im Ketteler-Krankenhaus
Eine überraschende und lobenswerte Initiative ist diese kleine Galerie im 3. Stock des Offenbacher Ketteler-Krankenhauses! Verantwortet von Dr. Peter Baier, dem Chefarzt der Frauenklinik, und seiner kunstverständigen Ehefrau Jutta Uhlendorf-Baier, hat sich ein charmantes Kunstkabinett etabliert, mitten zwischen neuem Leben und schwerer Krankheit. Kunst da, wo sie hingehört. Das findet auch BOK-Künstler Andreas Masche, der froh ist über diesen ungewöhnlichen Ausstellungsort.
Baier dazu: „Ich hoffe, es finden nicht nur Patienten den Weg in den dritten Stock, die Galerie ist für jedermann zugänglich.“ Seine Frau hat den Künstler und seine Werke im Internet entdeckt, hierher geholt und kümmert sich um alle organisatorischen Details: „Masches Arbeiten finde ich sehr vielfältig und gekonnt.“ Sie hat recht, zumal der BOK-Mann einfühlsam variiert.
Dass er sich um verlassene Orte und ihre Atmosphäre kümmert, mag so recht zu einer Klinik passen, wo sich so mancher auch verlassen fühlt. Zu solchen Orten gehört die Frankfurter Großmarkthalle mit ihrer auch unrühmlichen Vergangenheit, grau in grau. Das konfrontiert Masche mit dekorativ gemalten Öltäfelchen zu bunt beschilderten Eingängen der Halle. Auch die leere Produktionshalle des einst prosperierenden Offenbacher Maschinenbaubetriebs Fredenhagen spricht Bände…
Besonders aufbauend, für Kranke wie Gesunde, sind Masches Monotypien und Ölkreide-Bilderserien „Ein Jahr“ im Postkartenformat. Die Einmaldrucke „Das blaue Muster“, „Das gelbe Kleid“, „Nouvelle“ oder „Grasstück“ machen Eindruck. Nicht nur, weil sie sich mit eleganten weiblichen Wesen befasst sondern auch weil sie technisch wie künstlerisch anspruchsvoll sind. Man fühlt sich an die „Ecole de Paris“ erinnert, die Blütezeit der Kunst an der Seine im 20. Jahrhundert. Das feinnervig durchgedruckte Grasstück versteht Masche als Hommage an Albrecht Dürers viel verehrtes Kabinettstück gleichen Namens.
Kleine Meisterwerke sind die Ölkreide-Motive zur Auvergne oder zum Frankfurter Museumsufer mit Impressionen von Galerien, Cafés und Brücken. Sie wirken, immer zu vieren pro Blatt angeordnet, wie Fenster zur bunten Welt. Masche brauchte für jedes Bildchen gerade 20 Minuten und lässt alles so stehen, wie es gemalt oder gezeichnet ist. Da begegnet Ausschnitthaftes von Innenräumen schönen Bäumen und dem weißen Gebäude des Museums für Angewandte Kunst. Menschen schlendern oder sitzen in Gemäldegalerien des Städel oder genießen Cafe-Atmosphäre. Wie Masche das in wenigen Flächen und klaren Konturen aufs Blatt bringt, zeigt nicht nur, dass er Meister von Form und Farbe ist. Er bringt aufs Blatt, was Wesentlich ist und wie schön unsere Welt sein kann. Solche Kunst hilft heilen.
Andreas Masche –Zeichnung und Malerei von 26.1.-15.4. im Ketteler-Krankenhaus Offenbach, 3. Stock/Frauenklinik, Lichtenplattenweg 85, Vernissage mit Gedicht-Lesungen von Katharina Eismann am 26.1. um 19 Uhr, täglich geöffnet 10-17 Uhr
Reinhold Gries
Zu den "Kunstansichten" 2017 schrieb Herr Mangold:
"..Ein paar Meter vom Wilhelmsplatz beleben seit 1991 Theaterschauspieler und bildende Künstler die Räume an der Bleichstraße 14 H. Dort liegt auch das Atelier von Andreas Masche, dessen Arbeiten einem in Erinnerung bleiben, wie seine Bilder der Kellergewölbe der Großmarkthalle im
Frankfurter Ostend. Dort stand der Maler vor der Leinwand, bevor die Europäische Zentralbank bauen ließ.
An einem Ort, wo Arbeiter wuselten und lärmten, drücken seine Werke Stille aus. Das gelingt dem Maler mit dem Faible für die morbide Atmosphäre brach liegender Industriebauten. auch bei seinen Bildern aus dem Inneren des verwaisten Badehauses von Clariant, wo er Duschen und Kacheln fotografierte und die Ergebnisse in aufwendigen Verfahren auf Papier projizierte, um sie anschließend mit Linien zu übermalen. Das Bild der Frau mit Badekappe, die den Kopf wendet, wirkt wie eine letzte Rückschau.. "